Während ich praktische Erfahrungen vor allem im Bereich der Soziolinguistik gesammelt habe, spielte für meine Abschlussarbeiten die Koloniallinguistik die Hauptrolle.
Die Koloniallinguistik ist ein jüngeres Forschungsfeld, das unterschiedliche Disziplinen anspricht. Einen Aspekt bildet die Kolonialtoponomastik. Sie beinhaltet Forschungsfelder, die sich mit Toponymen in kolonialen und postkolonialen Kontexten befassen, und schafft so einen Beitrag zur Aufarbeitung und Reflexion kolonialer Vergangenheit.
Die angestellten Untersuchungen beschäftigen sich sowohl mit den Toponymen in kolonisierten Gebieten als auch mit jenen, die sich in den Heimatländern der Kolonisatoren befinden. Die vorliegende Abschlussarbeit legt den Fokus auf die Epoche des deutschen Kolonialismus 1884 bis 1919 und umfasst somit den Zeitraum von der offiziellen Gründung der ersten deutschen Kolonie bis zu der Unterzeichnung des Versailler Vertrags und der daraus resultierenden Abtretung der deutschen Kolonialgebiete. Untersucht werden die Straßennamen der Hansestadt Bremen. Das Ziel der Arbeit ist, koloniale Spuren in Bremen auf der Ebene der Mikrotoponymie sichtbar zu machen, die Macht von Benennungen anhand der Straßennamen zu verdeutlichen und prototypische und nicht-prototypische Konstruktionsmuster von Straßennamen im Allgemeinen und kolonialen Straßennamen im Speziellen zu identifizieren. Um einen Vergleich zu ermöglichen, werden zudem die bereits durch Großprojekte bearbeiteten kolonialen Straßennamen Hamburgs hinzugezogen. Es werden interdisziplinäre Ansätze verfolgt, um die Komplexität von Straßennamen und die damit einhergehende Verantwortung bei der Vergabe und Beibehaltung von Namen darzustellen.